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Winzer

Texier

Frankreich – Rhône

Rebsorten: Clairette, Marsanne, Syrah, Roussanne

Éric Texier verändert seit Mitte der 1990er Jahre die Welt der Rhôneweine. Seine Weine verkörpern eine Rhône-Stilistik, wie es sie in den 70er Jahren beispielsweise mit den Weinen von Gentaz gegeben hat; wobei er die sogar noch verfeinert.

Ursprünglich Nuklearingenieur, wendet er sich Anfang der 1990er Jahre mit dem Wein dem Leben zu, studiert erst Önologie in Bordeaux, komplettiert dann seine Ausbildung bei Jean-Marie Guffens in Mâcon. Wein, so beschließt er, ist sein Ding. Besonders der in seinem Ausdruck burgundische Wein, den er glücklicherweise nicht nur in Old-Style-Burgundern wie jenen von Rousseau, Mugnier und Mugneret Gibourg findet, sondern auch in Old-Style-Syrahs von Gentaz Dervieux, Raymond Trollat und Marcel Juge. Éric ist ein Terroirist reinen Wassers, der sehnig-schlanke, präzise, griffige Weine mag, die gleichermaßen konzentriert wie frisch sind. Sein Wein ist Ergebnis feiner Handwerkskunst im Einklang mit der Natur, entsteht über viel Handarbeit im Weingarten und möglichst geringe Manipulation im Keller.

Der erste Jahrgang sieht das Licht der Welt 1995, das Jahr, in dem er in Charnay nördlich von Lyon sein Haus mit Weinkeller und Weinpresse bezieht. Im Ort lebt er mit seiner Familie auch vorher schon, und so will er gerne bleiben, auch, als er sich in St-Julien und Brézème als Winzer engagiert. Trotz der knapp 2 Stunden, die er von Charnay zu seinen Weingärten chauffiert.

Seine Frau Laurence unterstützt ihn mit allen Kräften. Sie gibt ihm Rückhalt und Courage. Die zwei großen Weine, Les Chailles von Roussanne und Le Clau von uralter Syrah erarbeiten die beiden in Weingarten und Keller von A bis Z gemeinsam.

Seine Paradeparzellen liegen an der Nördlichen Rhône eine halbe Stunde Autofahrt südlich von Valence, 5,5 Hektare in St-Julien en St-Alban auf dem westlichen Rhône-Ufer mit Boden von Granit, 4,3 Hektare in Brézème auf dem östlichen Ufer der Rhône mit Boden von Limestone. Die kleine Appellation St-Julien en St-Alban prägt er so nachhaltig wie die noch kleinere Appellation Brézème, der er zu neuem Leben verhilft, die er auch international wieder auf die Weinkarten bringt.

Brézème ist eine Appellation von hohem Rang, Mitte des 19. Jahrhunderts sind die Weine von hier denen von Hermitage ebenbürtig. Bis 1961 schmilzt der Rebbestand auf 1 einzigen Hektar ab. Dann kommt Éric, mit seinem Enthusismus des freien Menschen.

Neben seinen eigenen Trauben von dort kauft er auch Trauben zu, von jenen Weinbauern, die im Weingarten seine Lehrmeister sind. Jean Riché in Châteauneuf, die Brüder Deschomets in St-Julien en St-Alban (für Adèle und Chat Fou) und ein weiterer Weinbauer in Côte Rotie. Riché und Kollegen sind in so engem Kontakt mit ihrem Land und so erfahren im Umgang mit den dort spezifischen Bedingungen, dass ihre Arbeit kaum zu toppen wäre. Éric kontrolliert sie nicht, vertraut ihnen komplett.

2001 beginnt er mit der Biodynamie im Weinberg, seinen ersten biodynamischen Jahrgang erntet er 2003. Es ist nicht Ideologie, die ihn bewegt, sondern die Strahlkraft der Weine, die so gelingen. Den Unterschied zwischen organischer und biodynamischer Arbeit sieht er lediglich in den Präparaten, die einfach einzusetzen seien. Er kauft sie von einem biodynamischen Service in Mâcon. Érics Weine von den eigenen Trauben sind Demeter und Ecocert zertifiziert, was er auf seinen Etiketten jedoch nicht angibt.

Seine Weingartenarbeit ist intensiv. Er orientiert sich an den Methoden von Fukuoka, Mollison und Altieri, arbeitet also intensiv biodivers mit unterschiedlichsten Pflanzen zwischen den Weinstöcken, interveniert dafür null-komma-null gegenüber dem Boden und den Wurzeln, tut alles mögliche, dass er auf Pflügen und den Einsatz von Kupfer und Schwefel verzichten kann. Statt dem Pflügen wählt er Pflanzen aus, die sich gegenseitig ergänzen, für dauerhafte Begrünung sorgen und bei Ressourcenknappheit auf energetischen Sparbetrieb schalten können. Kupfer und Schwefel ersetzt er durch mikrobiologische Mittel gegen Mehltau wie Ampelomyces Quisqualis und Ascophyllum Nodosum, eine im Nordatlantik beheimatete Braunalge.

Bei seinen Weissweinen verzichtet Éric auf Battonage. Häufiges Aufrühren der Hefen würde die Weine noch stoffiger machen und die Weissweine von der Rhône seien schon stoffig genug. Er sucht, weiss wie rot, die Balance, arbeitet minimalinvasiv und verzichtet auf erlaubte Tricks, "weil reduziertes Arbeiten die Weine besser macht". Weissweine lässt er auf der Vollhefe, weil er sie so ohne Zugabe von Schwefeldioxid vor Oxidation schützen kann.

Seine Syrahweine von Brézème und St-Julien sind jeweils einzigartig, und wundervoll verschieden. Geerntet wird nicht unter 6 g/l Weinsäure. Vinifiziert werden stets die ganzen Trauben samt Stengeln und Stielen. Érics Weinbergsarbeit läßt das zu, weil er durchgängig reife Stiele erntet.

Im Keller folgt er klaren Regeln: Keine Reinzuchthefen, kein SO2, keine Enzyme, keine künstlichen Tannine, nichts aus der Trickkiste selbst für Biowein zugelassener Stoffe. Keine Pigeage, also kein Untertauchen des Traubenhuts, der dafür mittels eines Deckels ständig feucht gehalten wird. Die Gärung der Rotweine in offenen Holzbottichen dauert bis zu 10 Tagen, bevorzugt nicht länger, die Syrah reift zur Hälfte in ausschließlich gebrauchten kleinen und großen Fässern, zur Hälfte in Zementtanks.

Zumeist gibt Éric eine kleine Dosage SO2 (10 bis 30 mg/l), manche Weine, wie die beiden Großen Les Chailles und Le Clau, werden ohne Zugabe von Schwefeldioxid von Hand abgefüllt.

Éric Texiers Weine sind ernsthaft guter Stoff. Weit entfernt vom Fun- oder extremem Natural-Stoff, der in Hipster-Winebars whereever ausgeschenkt wird. Auch wenn sie, wie Adèle, weniger komplex einfach große Trinkfreude schenken.

Éric ist auf seltene Art Realist. Er nimmt den Ausdruck der Natur, der ihr möglich ist, ohne etwas ganz anderes, spektakuläres daraus machen zu wollen. Er ist stolz auf Weine nahe ihrem Ursprung, freut sich, wenn sie ihre Umgebungsbedingungen, Rebsorte und Jahrgang ausdrücken. Was daraus wird, ist immer sehr gut, hin und wieder spektakulär.



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